5. Kapitel-höher als der Montblanc

@A
Die Neugier auf das mit Spannung erwartete Abenteuer, sowie die erste, zweite und dritte Aufregung ebben langsam ab. Der Blick wird offener, wir sind nicht mehr nur die freundlichen "gringos", die hier spanisch lernen, sondern werden mehr und mehr zu Gesprächspartnern, die jetzt auch nachfragen können. Wir lernen unsere Lehrerinnen besser kennen, erkennen unterschiedliche Temperamente der Busfahrer, erfahren im Gebrauch und in der Formulierung von Sprache feine kulturelle Eigenheiten.
Apropos Kultur: bisher hat sich uns nichts aufgedrängt, trotz Studium der Lokalzeitung. Theater, Oper, Konzert haben wir noch nicht gefunden. Es muss wohl ein Orchester in Cbba geben, es ist im Moment zu einem Gastspiel in Kolumbien. Wir waren aber in einem netten, kleinen off-Theater in einem  Zirkuszelt zu einem Kinderstück (unser Sprachlevel 😂) ansonsten gibt es Cinemas, allerdings sehr teuer.
Cbba war wohl einmal die Kornkammer Boliviens, das hat sich aber geändert: Viel Korn, vor allem Weizen,  wird mittlerweile aus Peru importiert, die einheimischen Böden werden anderweitig verwendet. Die Vielfalt bei Gebäck ist überschaubar, Semmel aus weißem Auszugsmehl und aus. Brot wird irgendwie nicht gegessen, nur im großen Supermarkt habe ich so etwas wie Baguette gesehen.
Ansonsten sieht ein Einkauf bei uns etwa so aus:
Piñas (5 für 10 Bol) Platanos (frische, reife Bananen 12 für 4 Bol.) Orangen, Zitronen, Erdnüsse und  li.dahinter "cake" ein komplett neutraler Kuchen fürs Frühstück. Dazu Erdnussbutter, Honig, Dulce di leche. Im Kühlschrank sind noch Butter, Milch, Yoghurt und Käse. Der ist nicht mit "Käse" zu vergleichen, in der Konsistenz am ehesten mit Quargel, sieht ein bischen aus wie ein Schwamm und schmeckt auch komplett neutral. Pollo (Huhn) ist nicht wirklich toll hier, halt antibiotisch, Wurst essen wir noch nicht, außer Salami. Am Herd köchelt eine Tomatensauce für die Nudeln. Ich kann nur einfachstes kochen hier, habe nur einen Topf und eine Pfanne. Das wird sich in Oruro sicher ändern.
Am vergangenen Wochenende haben wir aber eine Lehrstunde in Kultur erhalten: Wir haben das Kloster St. Teresa besucht. Diese älteste Kloster in Cbba ist seit 1790 durchgehend bewohnt von immer (!) 21 Nonnen (21= 3x7, dreieiner Gott, sieben Sakramente...., also eine bewußt gewählte Zahl) wurde in den letzten fünf Jahren komplett saniert und ist einfach atemberaubend. Ich häng ein paar Photos dran, dann geb ich ab-hasta luego!

 Klosterinnenhof mit original erhaltenem (!) Holzkreuz, im Hintergrund die Kuppel der 3. Kirche, auf die man auch hinaufsteigen kann. Toller Überblick über Cbba!
                doppelstöckiger Kreuzgang








verwachsene Dächer des Klosters, die Ziegel sind mit Hand über dem Oberschenkel gebogen, unterschiedliche Oberschenkel= unterschiedlich gewölbte Ziegel








der originale Apothekerschrank von 1790, die Fläschchen mit Originalbeschriftung und Füllung, samt Brevier über Krankheiten ( St. Teresa ist ein Karmeliterinnenkloster, das bedeutete früher auch: keine Arztbesuche außerhalb, die Schwestern durften das Kloster nie (nunca!)verlassen)


eine der drei Kirchen mit neu restauriertem Dachstuhl, mit Schilf neu eingedeckt



                                ein Harmonium











@W
 hier noch ein Video vom Leben in Cochabamba, junge Rapper am Hauptplatz in Cochabamba





Vorgestern am Sonntag waren David, Carla und ich am Tunari, unser erster 5000er. Wir waren mit zwei Deutschen, einer Spanierin und einem holländischen Führer, der seit 10 Jahren in Cochabamba lebt unterwegs. Wir haben unsere ersten Lamas und Alpacas gesehen, viel über die Tracht der Indiginas erfahren und unser holländischer Führer hat uns gezeigt, wie man richtig Kokablätter kaut. Koka kauen ist übrigens nur in Bolivien und Peru erlaubt. Man bekommt es auf jedem Markt und es hilft gegen Höhenkrankheit.

Ich hatte ziemlichen Respekt vor der Höhe, Als wir die Höhe des Großglockners erreichten, saßen wir noch im Jeep. Bei ca. 4200 Höhenmeter sind wir dann losgestartet. In dieser Höhe strengt jeder Schritt, an vor allem weil wir noch nicht an die Höhe gewöhnt sind. Wenn man Pausen einlegt, erholt man sich aber wieder sehr schnell. Auf dem Bild sieht man Carla und David auf der Höhe des Montblancgipfels. (4817 Meter laut GPS). Auf 4600 Metern ist übrigens eine Spanierin aus unserer Gruppe aufgrund der Höhe einfach umgekippt. Nach dem Kauen von Kokablätter ging es ihr wieder besser und Sie hat es auch noch auf den Gipfel geschafft.
Nach knapp drei Stunden waren wir alle auf dem Gipfel des Tunari auf einer Höhe von 5050 Metern. Die letzten 100 Höhenmeter waren extrem anstrengend. Vom Tunari hat man ein tollen Blick auf Cochabamba. Bei 4800 Metern haben bei mir die Kopfschmerzen begonnen und auch nicht mehr aufgehört bis zum nächsten Morgen.

Niemand weiss genau, ob er die Höhe verträgt, ich hatte extreme Kopfschmerzen, David ist beim Hinuntergehen fast kollabiert und  bei Carla war es so als ob sie schon immer in der Höhe von 5000 Metern leben würde. Für Sie war es in keiner Weise anstrengend.














@D
Hier in Cochabamba gibt es kein Grundstück das nicht von einer mindestens 2 Meter hohen Mauer umgeben ist. Auf den mauen befinden sich Stacheln aus Stahl oder eingemauerte Glasscherben und auch um unser Grundstück gibt es eine Mauer die von einer weiteren unter Strom stehenden Draht gesichert ist.
Die Tür, die ebenfalls aus Eisen besteht, lässt sich von Innen mit einem Knopf oder von außen nur mit dem Hausschlüssel öffnen.
Obwohl sich jeder auf seinem Grundstück einschließt, sind die Leute hier sehr offen und freundlich.
Ich vermute, dass die Nachrichten mit ihren Schreckensbildern, die fast ein bisschen wie Propaganda wirken, die Ängste der Menschen beeinflussen.



@C
Hola , wie gesagt waren wir am Sonntag auf dem Pico Tunari einem der höchsten Berge in Cochabamba . Gott seid Dank hatte ich beim hinauf und hinunter gehen keine Probleme . Trotzdem war es anstrengend und man konnte es nicht ohne mehrere kleine Pausen auf den Gipfel schaffen. Oben war ein super Ausblick auch auf die anderen schneebedeckten Berge z.B auf den größten Berg von La Paz : Illimani mit 6439m . Auf dem Rückweg gingen wir bei zwei Seen vorbei mit super klarem Wasser, was das Trinkwasser für Cochabamba ist .

Also dass man das Wasser aus der Leitung in Cochabamba nicht trinken kann liegt nicht am Wasser sondern an den Wasser-Pipelines , die so sehr verschmutzt sind dass es danach nicht mehr trinkbar ist.

In der Schule geht einiges voran , obwohl die Methodik oder die Unterlagen oft mangelhaft sind. In den 30 min. Pause zwischen zwei und ein und halb Stunden Unterricht, unterhalten uns meistens die zwei Schulhunde, sie sind unglaublich süß und sobald man was zum Essen rausholt kommen sie herbeigerannt und springen wild herum.                                           

In unserer Freizeit gehen David und ich oft zum Basketball Platzt nebenan . Dort haben wir auch schon mal bei einem nicht zu unterschätzendem Training mitgemacht. Für uns ist es natürlich noch mal anstrengender wegen der Höhe. Die Jungendlichen sind dort alle super nett und wir versuchen unser Bestes uns mit ihnen zu unterhalten. Oft gehen wir auch am Abend spielen, wo wir auch viele wieder treffen.
Anscheinend hat Bolivien eine sehr gute Küche, was ich nicht unter Frage stelle, aber für mich leider nicht passend . Es gibt nichts ohne Fleisch. Wenn man eine Suppe bestellt ist dort Fleisch drinnen, wenn man man Reis mit Gemüse bestellt ist dort Fleisch dabei. Da hat man ja Glück, dass die Nachspeise ohne Fleisch ist. Dazu kommt noch, dass das Fleisch hier nicht die beste Qualität hat.

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